Kurzfassung

Martin Rietsch alias Rapper 2schneidig initiiert Projekte und Kampagnen für ein solidarisches Miteinander, Demokratiestärkung, Antidiskriminierung und Zivilcourage. Er ist Vorstand von Aktion Liebe Deinen Nächsten e.V. und Gründer der Foto-Wanderausstellung „Sei eine Stimme“. Interaktiv und mit Musik- und Tanzparts der HipHop-Kultur gestaltet er Schulprojekte mit seiner Kampagne „Against Racism – for a better tomorrow“. Er ist Mitwirkender und Botschafter für „3. Oktober – Deutschland singt“.

Sie wurden vom Publikum und der Jury zu den 30 Preistragenden des einheitspreises 2020 gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Ich freue mich sehr über diese tolle Anerkennung und Auszeichnung! Herzlichen Dank noch einmal; auch für die Unterstützung im Publikumsvoting, ohne die ich diesen Preis nicht bekommen hätte. Der einheitspreis steht genau für das, was mir seit Jahren mit meiner Arbeit aufdem Herzen liegt. Darum ist der Preis, gerade in diesem besonderen Jubiläumsjahr für unsere Demokratie, gleichzeitig eine Ermutigung, weiter für ein solidarisches Miteinander einzustehen. Das ist etwas, woran wir immer wieder gemeinsam arbeiten müssen.

Wie haben Sie das Thema Ost-West bzw. Solidarität in Ihrem Projekt aufgegriffen?

Über Themen wie Antirassismus, Antimobbing und Gewaltprävention arbeite ich in meinen Projekten und Kampagnen für solidarisches Handeln einer aktiven Zivilgesellschaft. Beginnend in der Kinder- und Jugendarbeit sind wir mit daher mit Schulprojekten „Against Racism – for a bettertomorrow“ oder „Mobbing stoppen – Werte vermitteln“ deutschlandweit unterwegs. Einheit beginnt im eigenen Umfeld: innerhalb einer Klasse, im Sportverein oder im Freundeskreis. Werte der Demokratie sind also nichts Abstraktes, sondern wichtig für ein gutes und faires Miteinander im Alltag. Mit unserer Ausstellung „Sei eine Stimme“ geben wir Impulse durch Vorbilder des öffentlichen Lebens und bestärken gleichzeitig darin, dass jeder mit eigner Positionierung einen Unterschied machen kann. Wer würde sich nicht einen Fürsprecher wünschen, wenn jemand Diskriminierung erfährt? Und Diskriminierungen können ganz unterschiedliche Erscheinungsformen haben, die in unserer Gesellschaft nichts zu suchen haben.

Was bedeutet das Thema "Deutsche Einheit" bzw. Solidarität im Jahr 2020 für Sie?

Ich persönlich bin sehr dankbar für ein geeintes, demokratisches Deutschland. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern es gab Menschen, die sich dafür eingesetzt haben. Das sollten wir auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung nicht vergessen und gleichzeitig immer wieder unsere Grundwerte neu verteidigen. Denn auch in diesem Jahr haben wir erschreckende Ausmaße von Rassismus, Gewalt und menschenfeindlichen Gesinnungen erlebt. Das Thema Einheit ist also nicht mit einem formalen Beschluss besiegelt, sondern muss sich durch eine mehrheitliche, engagierte Bevölkerung immer wieder aufs Neue bestätigen. Und dieses Engagement ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht nach wie vor Probleme zwischen Ost und West und in der Gesamtgesellschaft

Gerade zum Thema Rassismus kann ich auf eigene Erfahrungen zurückschauen. Die deutlich schlimmsten Erfahrungen habe ich in den östlichen Bundesländern gemacht. Das soll keine Pauschalisierung sein, aber als Betroffener bewegt man sich in manchen Regionen nach wie vor vorsichtiger. Rassismus – ob nun subtil oder offensichtlich – ist aber gleichzeitig ein Problem in unserer Gesamtgesellschaft. Ein weiteres Problem, das damit zusammenhängt, ist, dass es zu wenig Menschen gibt, die tatsächlich auch aktiv werden, selbst wenn sie etwas missbilligen.

Wie können Sie dazu beitragen, dem entgegen zu wirken?

Mit unseren Projekten arbeiten wir daran, zu sensibilisieren und zu ermutigen, selbst eine couragierte Stimme zu sein. Durch Aufzeigen verschiedener Selbst- und Fremdbilder, durch persönliche Erfahrungsberichte unserer Projektmitwirkenden und vor allem auch durch Begegnungen können Vorurteile reflektiert und abgelegt werden. Vor allem Heranwachsenden geben wir Werte mit auf den Weg und arbeiten durch interaktive Tools daran, sie in ihren Persönlichkeiten zu stärken. Sie sollen sich gegen Gruppenzwänge positionieren und füreinander einstehen können. Das erfordert Mut. Wir arbeiten daran, dass aus (gleichgültig beobachtender) Passivität reflektiertes Sprechen und Handeln wird, wenn Menschen unter Mobbing, Rassismus und Diskriminierungen leiden.

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld?

Das Preisgeld unterstützt die laufende Projektarbeit und Weiterentwicklung. Sowohl die Kampagne „Against Racism – for a better tomorrow“ als auch die Foto-Wanderausstellung „Sei eine Stimme“ verstehen sich als wachsende Projekte. So gestalten wir die Programme immer wieder an neuen Standorten, mit neuen Zielgruppen, erweitertem Exponatrepertoire und in ganz unterschiedlichen Kontexten. Da ist das Preisgeld eine tolle zusätzliche Unterstützung. Ein herzliches Danke an die Bundeszentrale für Politische Bildung für die einheitspreis-Auszeichnungund das damit verbundene Preisgeld in diesem Jahr!

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