Herausforderung Grenze: Wir und die anderen.

Kurzfassung

30 Jahre nach dem Mauerfall, wie stark sind wir zusammen gewachsen? Trägt uns unsere Einheit? Und was hat das alles mit mir zu tun? 12 Jugendliche gehen für zwei Wochen auf Spurensuche, sie leben in den ehemaligen Grenzgebieten in Hötensleben und Berlin, interviewen Zeitzeugen, erleben Geschichte(n) an historischen und aktuellen Orten und erkennen wie wichtig Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind. Die Ergebnisse halten sie in einem Tagebuch-Blog fest und einen Hörspiel fest.

Sie wurden vom Publikum und der Jury zu den 30 Preistragenden des einheitspreises 2020 gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Unter den 30 Preistragenden des Einheitspreises 2020 zu sein, ist eine große Anerkennung für unsere Arbeit und eine Bestätigung für das Geschichtscamp Herausforderung Grenze. Schon die Nominierung war großartig. Am Abend der Preisverleihung fieberten alle mit, wir in Landau, unsere Freunde in Hötensleben, Marienborn und Berlin. Direkt nach der Preisverleihung teilten wir unsere Freude, beglückwünschten uns gegenseitig am Telefon und per Videochat. Das Projekt hat uns in den letzten 5 Jahren sehr eng verbunden, wir sind Freunde geworden. Darüber bin ich sehr dankbar.

Wie haben Sie das Thema Ost-West bzw. Solidarität in Ihrem Projekt aufgegriffen?

Mit dieser Frage begann unser Projekt vor 5 Jahren. Wie schaffe ich es diese Thematik für Jugendliche zu öffnen und nachhaltig zu entwickeln? Zwei Wochen im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet zu leben, sich selbst zu versorgen und sich auf Spurensuche zu begeben ist jedes Jahr ein spannendes Vorhaben. Nachdem sich Jugendliche dafür angemeldet hatten, ging die Vorbereitung los. Wir beschäftigten uns ein halbes Jahr, auch viel außerhalb der Schulzeit, immer wieder mit den Fragen, was interessiert uns, welche historischen Orte wollen wir sehen, welche Begegnungen planen wir, was wollen wir die Menschen vor Ort fragen. In dieser Zeit wurden sie neugierig, entwickelten eigene Fragen und machen sich klar, wie sie eigentlich zum Thema Ost-West stehen. Je näher unser zweiwöchiges Camp rückte, umso aufgeregter waren alle. Sie wollten endlich alles genau wissen. Wie war es wirklich, alle konnten es kaum erwarten die historischen Orte zu sehen und sich mit den Menschen dort auszutauschen. In den zwei Wochen des Camps verglichen sie dann die Lebenswelten, ihre und die von anderen. Wir führten Interviews und gingen immer wieder in Austausch und dachten darüber nach. Es ist ein großes Glück bei diesem vielschichtigen Thema einfach zwei Wochen dranbleiben zu können. Alles wurde immer wieder neu beleuchtet, von einer anderen Perspektive gesehen und vertieft. Kein Pausenklingeln, kein Fachwechsel, keine Klassenarbeit, keine Ablenkung, kein abhaken, unsere intensive Beschäftigung lief zwei Wochen durch. Die Diskussionen und Gespräche mit den Menschen vor Ort gingen oft bis Mitternacht. Manchmal waren es die kleine Alltagsgeschichten, manchmal Schicksale und Biografien, die bewegten. Immer entstanden zwischenmenschliche Verbindungen und ein tieferes Verstehen und Begreifen. Aus den vielen Teilen entstand nach und nach ein Bild, einem Puzzle gleich. Jedes Teilchen war wichtig für das Gesamte. Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind nicht selbstverständlich. Sie sind wertvoll und es lohnt sich dafür zu kämpfen. Das sind Aussagen, die SchülerInnen am Ende der zwei Wochen als Haltung entwickelt haben. Sie wissen um den Wert der Demokratie, der Freiheit und der Grundrechte, die von Solidarität getragen sind.

Was bedeutet das Thema "Deutsche Einheit" bzw. Solidarität im Jahr 2020 für Sie?

Die Menschen haben es 1989 friedlich geschafft einen Unrechtsstaat abzulösen. Sie sind gemeinsam auf die Straße gegangen, standen mutig zusammen und zueinander. Diese Botschaft ist doch auch heute sehr aktuell. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die sich einsetzen, für die Gemeinschaft engagieren und die solidarisch sind.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht nach wie vor Probleme zwischen Ost und West und in der Gesamtgesellschaft

Diese Frage fällt mir schwer zu beantworten. Ich glaube es sind die Kategorien, die mich stören. Sobald wir anfangen in Schubladen zu denken wird es schwierig. Ich glaube es sind oft die gleichen Themen die Menschen bewegen. Wir sollten endlich anfangen darüber zu reden und uns auszutauschen. Wir sollten einander offen als Menschen begegnen, die ihre Geschichte mit sich tragen. Wir sollten achtsam sein und voneinander lernen.

Wie können Sie dazu beitragen, dem entgegen zu wirken?

Einander zuzuhören, sich mit gegenseitigem Respekt und Toleranz begegnen und miteinander ins Gespräch zu gehen halte ich für wichtig.  Andere Meinungen wirklich anzuhören, den Mut und die Zeit nehmen darüber zu streiten, zu überzeugen oder auch zu akzeptieren.

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld?

Das Projekt Herausforderung Grenze geht weiter. Wir planen schon jetzt zusammen mit unseren Kooperationspartnern und hoffen, bald wieder dort sein zu können. Mit dem Preisgeld werden wir unsere technische Ausstattung verbessern. Wir kaufen externe Mikrophone, die bei Interviews die Aufnahmequalität verbessern und mit denen wir auch gute Aufnahmen im Freien, bei Wind und Wetter machen können.

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