Grenzsaiten / Starting Pop, Interaktive Fotografie-Ausstellung

Kurzfassung

Musik verbindet – diesen Gedanken lebt die interaktive Ausstellung „Grenzsaiten“ (in Niedersachsen: Starting Pop), die sich an Schulklassen aller Bundesländer richtet. Den Fokus bildet die gesellschaftliche und kulturelle Geschichte der populären Musik in der Bundesrepublik seit 1989. In vier thematischen Abschnitten vermittelt sie einen nahbaren Einblick in den Prozess der Wiedervereinigung durch und mit Popmusik und klärt die Bedeutung eines interkulturellen Dialoges durch Pop bis heute.

Sie wurden vom Publikum und der Jury zu den 30 Preistragenden des einheitspreises 2020 gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Der einheitspreis ist ein renommierter Preis. Ausgezeichnet wurde nicht nur unsere Arbeit für „Grenzsaiten“, sondern auch der Wert unserer interaktiven Ausstellung insgesamt. Wir können mit dem Preis werben, es öffnen sich Türen an öffentlichen Einrichtungen, die Fotografie-Ausstellung zeigen zu dürfen. Denn noch immer ist populäre Musik eine als jung wahrgenommene Wissenschaft und Kulturgeschichte, deren Bedeutung häufig erklärt werden muss. Insofern sind wir sehr dankbar und sehr glücklich.

Wie haben Sie das Thema Ost-West bzw. Solidarität in Ihrem Projekt aufgegriffen?

„Grenzsaiten“ ist eine interaktive Fotografie-Ausstellung durch die Geschichte der populären Musik seit 1989. Wenn man in Deutschland über Popgeschichte sprechen möchte, muss man tatsächlich noch ein Stück weiter zurück in die Geschichte blicken: Die Popmusikgeschichte ist geprägt durch den Zweiten Weltkrieg. Die Herrschaft der Nationalsozialisten hatte zahlreiche kreative Köpfe vertrieben, ermordet, andere wurden ins Exil gezwungen. Mit der Teilung Deutschlands entstanden im Prinzip zwei Kulturverständnisse. In der DDR gab es für populäre Musik ein beständiges Hin und Her zwischen Erlauben und Verbieten. Die BRD war ein großes Stück freier. Mit den Schulklassen, die unsere Kernzielgruppe bilden, besprechen wir diese Unterschiede und führen sie zusammen, bis wir schließlich im zeitgenössischen Pop landen.

Was bedeutet das Thema "Deutsche Einheit" bzw. Solidarität im Jahr 2020 für Sie?

Die „Deutsche Einheit“ ist ein Teil unserer Identität. Solidarität ist unsere Grundsatzhaltung im Verein. Unsere Idee war es schon immer, junge Menschen durch das Medium „Musik“ in den Dialog zu bringen, sie in Kooperation statt in Konkurrenz zu fördern. Wir führen seit 1989 verschiedene Projekte mit dieser Philosophie durch. Damals waren es Jugendliche aus Ost und West, die sich wenig bis gar nicht kannten, weshalb es Ängste auf beiden Seiten gab. Heute sind es Jugendliche aus Nord, Süd, Ost und West, die sich durch die Angebote des Vereins noch immer kennenlernen, aber vor allem gegenseitig unterstützen.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht nach wie vor Probleme zwischen Ost und West und in der Gesamtgesellschaft

Die Bürgerinnen und Bürger der neuen Bundesländer fühlen sich noch immer zurückgesetzt. Dazu wurden interessante Studien veröffentlicht. Sie fühlen sich noch immer zu wenig gesehen und z.B. in den Medien nicht repräsentiert. Ein ähnliches Stimmungsbild lässt sich auch in der Kultur zeichnen – ausgenommen sind sicherlich Städte wie Leipzig, Dresden oder Weimar. Bands in den neuen Bundesländern haben es nichtsdestotrotz noch immer etwas schwerer, Netzwerke in die Musikbranche zu knüpfen, da es u.a. weniger namenhafte Studios und Clubs gibt. Das führt dazu, dass Musikerinnen und Musiker häufig in die Zentren wie Berlin, Hamburg, Köln oder München „abwandern“, obwohl bekannt ist, dass die erfolgreichsten Songs im ländlichen Raum geschrieben wurden

Wie können Sie dazu beitragen, dem entgegen zu wirken?

Wir zeigen mit „Grenzsaiten“ die musikalischen Optionen in den einzelnen Bundesländern auf und erhöhen das Wissen für Infrastrukturen, musik-kulturelle und politische Prägungen und Haltungen. Konkret bedeutet das, dass wir die Musikgeschichte und Hintergrundinformationen immer für das Bundesland aufarbeiten, in dem die Ausstellung gerade gezeigt wird. Wir beziehen lokale Musikerinnen und Musiker, Initiativen und Unternehmen mit ein. Und wir ziehen Vergleiche, um das gegenseitige Verständnis zu erhöhen.

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld?

Das Preisgeld fließt in die inhaltliche Weiterentwicklung und Digitalisierung von „Grenzsaiten“.

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