Das Dritte Land / Keumhwa Kim (Kuratorin), Han Seok Hyun(Künstler), Kim Seung Hwoe(Künstler)

Kurzfassung

Im Künstlergarten „Das Dritte Land“ der beiden koreanischen Künstler Han Seok Hyun und Kim Seung Hwoe wachsen seit seiner Eröffnung am 23. Mai 2019 Wildblumen aus Nord- und Südkorea. Die Pflanzenwelt Koreas verbindet sich mit aus Sandstein geformten Bergen zu einer surrealen Traumlandschaft – mitten auf dem Berliner Kulturforum. Der Garten ist im Jubiläumsjahr zur 30-jährigen deutschen Einheit ein Ort für künstlerische Betrachtungen zur Geschichte Deutschlands und zur Gegenwart Koreas.

Sie wurden vom Publikum und der Jury zu den 30 Preistragenden des einheitspreises 2020 gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Es ist für uns eine Ehre, dass unser Gartenprojekt „Das Dritte Land“ nicht nur beim Koreanischen Publikum, sondern auch in Deutschland einen großen Zuspruch gefunden hat. In Korea haben die Medien viel über diesen Künstlergarten mitten in Berlin, in dem Pflanzen aus Nord- und Südkorea wachsen, berichtet. Es freut uns, dass offensichtlich viele Deutsche uns Koreanern eine baldige Wiedervereinigung wünschen.

Wie haben Sie das Thema Ost-West bzw. Solidarität in Ihrem Projekt aufgegriffen?

Im Zuge der Vorbereitung auf das Projekt sowie auch nach der Eröffnung des Gartens sind uns viele Besucherinnen begegnet, die uns – also den Künstlern sowie mir der Kuratorin – ihre eigene Teilungsgeschichte erzählt haben. Uns Koreanern wurde klar, dass das Thema Ost-West bei vielen noch sehr bewusst präsent ist. Die Teilung ist im Kopf noch da und wird als etwas wahrgenommen, was immer noch überwunden werden muss. Umso wichtiger und schöner war es zu sehen, wie „Das Dritte Land“ als ein Ort wahrgenommen und angenommen wurde, an dem sich Leute begegnen und austauschen können. Bei all unseren Veranstaltungen im Garten, ob Kunstperformances oder Filmvorführungen, wurde über Trennendes und Verbindendes gesprochen. So wurde unser Projekt zu einer Plattform, auf der über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht nur Deutschlands und Koreas nachgedacht und debattiert wurde.

Was bedeutet das Thema "Deutsche Einheit" bzw. Solidarität im Jahr 2020 für Sie?

Für uns Koreaner, die am Projekt beteiligt waren,  sind die vergangenen 30 Jahre und die Deutsche Einheit andauernden Bemühungen der Deutschen, die Teilung und ihre Folgen zu überwinden – ein Symbol der Hoffnung auch für ein hoffentlich irgendwann vereintes Korea.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht nach wie vor Probleme zwischen Ost und West und in der Gesamtgesellschaft

Nach Gesprächen mit vielen deutschen Künstlern denken wir, dass Westdeutsche weniger Interesse daran haben über die Ostdeutschen bzw. ihre Vergangenheit in der DDR nachzudenken. Und Ostdeutsche sich oft noch immer so fühlen, als gäbe es vor allem nur die Geschichte der BRD im wiedervereinigten Deutschland. Das Interesse gegenüber der Vergangenheit in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen scheint uns gering zu sein.

Wie können Sie dazu beitragen, dem entgegen zu wirken?

Die Künstler und ich als Kuratorin sehen es so, dass unser Gartenprojekt eine Art Antwort auf diese und andere Leerstellen in Bezug auf politische und gesellschaftliche Erfahrungen von Grenzen ist. Und zwar durch die Natur und den Garten als Kunst im öffentlichen Raum: Als ein Ort zum Erzählen, Zuhören, Austauschen, Nachdenken und Kennenlernen.

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld?

Wir wollen damit Werbematerial für unser Projekt entwickeln und eine Dokumentation erstellen.

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