Begegnungschor & Band

Kurzfassung

Im Begegnungschor & Band treffen sich seit fast 5 Jahren wöchentlich SängerInnen & MusikerInnen aus aller Welt, v.a. Deutschland, dem arabischen & persischen Raum, um gemeinsam Lieder aus den Herkunftsländern zu singen/zu spielen. Wir sind interessiert daran, die Kultur der anderen zu entdecken, voneinander zu lernen, Zeit miteinander zu verbringen und uns gegenseitig zu unterstützen. Wir sind jung & alt, haben unterschiedliche soziale und kulturelle Lebensgeschichten, viele mit Fluchterfahrung.

Sie wurden vom Publikum und der Jury zu den 30 Preistragenden des einheitspreises 2020 gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Wir sind sehr berührt und es bedeutet uns wirklich viel, dass wir es bei so vielen Projekten unter die Preistragenden geschafft haben. Wir empfinden den einheitspreis als eine große und wichtige Anerkennung unseres Projektes. Es ist eine Wertschätzung dessen, was für uns selbstverständlich zum Alltag gehört: Gemeinsames Singen und Musizieren von Altberliner*innen und Neuberliner*innen (Menschen aus anderen Kulturkreisen, in erster Linie aus dem arabischen und persischen Raum) soll die interkulturelle Begegnung ermöglichen und unterstützen. Unser Projekt hat sich innerhalb von fünf Jahren aus einem gemeinsamen Singen mit Geflüchteten zu einem Chor und einer Band entwickelt, die Orient und Okzident miteinander verbinden. Hier singen Jung und Alt, Männer und Frauen miteinander und lernen voneinander. Die Auszeichnung verdeutlicht auch, dass interkulturelle Begegnung eine permanente gesellschaftliche Relevanz hat.

Wie haben Sie das Thema Ost-West bzw. Solidarität in Ihrem Projekt aufgegriffen?

Unser Projekt greift schwerpunktmäßig das Thema Solidarität auf. Den Neuberliner*innen soll ihre Ankunft und das Einleben in einer fremden Gesellschaft erleichtert sowie das Gefühl vermittelt werden, dass sie willkommen sind. Es geht darum sie zu unterstützen, mit Altberliner*innen und untereinander zu vernetzen und ihnen zu helfen, sich hier wohlzufühlen und ein Leben aufzubauen. Gleichzeitig sollen das gemeinsame Singen und Musizieren auch Spaß und Freude bereiten und die Alltagssorgen zeitweise vergessen lassen. Toleranz und Offenheit aller Mitglieder sollen so gestärkt werden. Das gemeinsame Singen gelingt, weil wir voneinander lernen – sowohl ungewöhnliche Rhythmen als auch die unterschiedlichen Sprachen.

Was bedeutet das Thema "Deutsche Einheit" bzw. Solidarität im Jahr 2020 für Sie?

Auch im Jahr 2020 wollen wir weiterhin solidarisch sein mit den Menschen, die ihre Heimat verlassenmussten. Auch deutsche Familien haben Fluchterfahrungen, Entwurzelung und Trennung von Angehörigen durch Krieg, Vertreibung aus der Heimat und die Deutsche Teilung erlebt. Gerade durchdie Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen ist das Thema Solidarität wieder besonders aktuell und erfasst die gesamte Gesellschaft. Jetzt ist es umso wichtiger, sich mit benachteiligten Menschen zu solidarisieren.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht nach wie vor Probleme zwischen Ost und West und in der Gesamtgesellschaft

Es gibt immer wieder Vorurteile gegenüber Menschen aus anderen Kulturen. Sie werden oft benachteiligt, angefeindet und nicht gastfreundlich aufgenommen. Einige leben in Unsicherheit und mit der Angst vor Abschiebung. Menschen mit wenigen / unzureichenden Kenntnissen der deutschenSprache sollen sich im Dschungel der deutschen Bürokratie zurechtfinden. Gesellschaftliche Teilhabe und verantwortungsvolles aktives Handeln sind so nur schwer bzw. gar nicht zu realisieren.

Wie können Sie dazu beitragen, dem entgegen zu wirken?

Wir sind weiterhin eine Begegnungsstelle für Alt- und Neuberliner*innen und bieten die Möglichkeit, sich über Musik und das gemeinsame Singen kennenzulernen, auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu respektieren. Wir versuchen auch weiterhin durch Auftritte, Konzerte und Mitsingprojekte in der Öffentlichkeit zu zeigen, dass Integration oder besser noch Inklusion gelingen kann. Insbesondere die Interaktion mit dem Publikum bietet niedrigschwellige Möglichkeiten nach Konzerten oder während der Pausen mit unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen.

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld?

Das Preisgeld möchten wir gerne für unsere Konzertreihe „Mitte der Woche – Zeit, sich zu begegnen“ im Jahr 2021 verwenden. Diese Konzertreihe haben wir im Jahr 2019 erfolgreich gestartet; Corona-bedingt konnte leider im Jahr 2020 kein Konzert stattfinden. Für 2021 hoffen wir wieder mehr gemeinsam Singen und Musizieren und damit auch in der Öffentlichkeit auftreten zu können, um die Botschaft des Chores weiter zu verbreiten – SINGEN VERBINDET!

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