Kurzfassung

CoronaPort.net ist eine Vermittlungs-Internetseite für deutschlandweite Nachbarschaftshilfe zur Bewältigung der Corona-Pandemie.
Menschen aus Risikogruppen und ohne familiäre Hilfe oder Freunde hatten Sorge, wie sie in der Pandemie ihren Alltag bewältigen sollten. Für sie startete ich, Noah Adler, 16 Jahre alt, mein Projekt. Helfer können sich mit ihrem Hilfsangebot (z. B. Einkaufen, Gassi gehen, Kinderbetreuung) auf der Seite registrieren. Hilfsbedürftige können sie auf der Seite finden.

Sie wurden vom Publikum und der Jury zu den 30 Preistragenden des einheitspreises 2020 gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Natürlich bedeutet es mir viel, den Einheitspreis gewonnen zu haben, weil es eine schöne und überraschende Wertschätzung für mein Projekt ist. Ich habe an CoronaPort gearbeitet, weil ich es für das Richtige hielt. Die Gelegenheit, durch den Preis den Gedanken von Solidarität und sozialem Engagement zu anderen Menschen zu bringen, hat mich besonders gefreut.

Wie haben Sie das Thema Ost-West bzw. Solidarität in Ihrem Projekt aufgegriffen?

Das Wort „Solidarität“ wird im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie fast täglich erwähnt. Es gibt viele Menschen, die vor allem in dieser Pandemie solidarisch sein wollen – anderen helfen wollen, doch nicht wissen wie. CoronaPort sollte Ihnen eine Plattform bieten, um das Potenzial vieler freiwilliger Helfer so gut wie möglich zu nutzen. Also war das eigentliche Ziel von CoronaPort sogar Solidarität direkt zu fördern.

Die ehemalige Trennung von Ost und West hat salopp gesagt beim Projekt überhaupt keine Rolle gespielt – und das ist ein gutes Zeichen. Selbstverständlich hat sich der Dienst an alle Menschen in Deutschland gerichtet und man kann sich über jegliche ehemaligen Grenzen hinweg helfen. Vor allem in Berlin hat man die gegenseitige Hilfe dadurch umso stärker gespürt.

Was bedeutet das Thema "Deutsche Einheit" bzw. Solidarität im Jahr 2020 für Sie?

Ich habe kaum emotionalen Bezug zur Deutschen Einheit, weil ich in einer Zeit aufgewachsen bin, in der die Einheit bereits Normalität war. Dennoch weiß ich in vielerlei Hinsicht aus einer rationalen Perspektive zu schätzen, dass Deutschland nicht mehr geteilt ist.

„Solidarität“ war dieses Jahr natürlich besonders wichtig. Durch sie haben und hätten wir vieles besser überstanden.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht nach wie vor Probleme zwischen Ost und West und in der Gesamtgesellschaft

Wie ich das wahrnehme, empfinden sich Ostdeutsche meiner Elterngeneration als benachteiligt: Sie haben das Gefühl, durch die Vereinigung mehr verloren als gewonnen zu haben. Auch wenn das objektiv für mich schwer nachvollziehbar ist, muss man solche Ansichten ernst nehmen. Auf der anderen Seite scheinen manche Westdeutsche unterschwellig auch ein „Überlegenheitsgefühl“ in sich zu tragen, dass der Westen über den Osten in irgendeiner Art und Weise „gewonnen“ hätte. In Wahrheit hat sich ein Freiheitswille durchgesetzt und die ostdeutsche Bevölkerung hat sich gegen einRegime behauptet, dass viel Unfreiheit stiftete. Wie man dieses subjektive Gefühl „Verlierer“ der Einheit zu sein angeht, ist ein schwieriges Thema. Im Allgemeinen scheint mir auf Werteebene Gerechtigkeit, insbesondere Chancengleichheit zum Beispiel in strukturell schwächeren Gebieten unseres Landes ein wichtiger Aspekt zu sein.

Diese Werte bezüglich Gerechtigkeit lassen sich selbstverständlich auch auf die gesamte Gesellschaft übertragen, bei der in dieser Hinsicht noch vieles getan werden kann. Das spielt natürlich auch für dieaktuelle Diskussion rund um verschiedene Diskriminierungsformen und Chancengleichheit eine Rolle.

Wie können Sie dazu beitragen, dem entgegen zu wirken?

Vielleicht zeigt ja mein Engagement, dass man auch als einzelne Person etwas bewirken kann – einen Unterschied machen kann. Sei’s auch nur in Zeiten schlechter Nachrichten eine gute Nachricht zu sein und Hoffnung in einem Bereich zu bieten, in dem ansonsten Betrübnis herrscht. Das entspricht meinem Gedanken der Wichtigkeit von Eigenverantwortung, nämlich, dass man im Endeffekt zum Beispiel selbst in seinem eigenen Umfeld etwas tun kann und tun soll, das die Welt zu einem besseren Ort macht.

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld?

Das Geld werde ich vor allem für die Kostendeckung des Projekts als auch für zukünftige Projekte verwenden. Eigentlich versuche ich, wann immer es geht, mein Engagement oder meine Arbeit für etwas einzusetzen, dass zumindest in irgendeiner Hinsicht „sinnvoll“ ist. Das gilt bestimmt auch für weitere Projekte.

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