Breathe in Break out!

Kurzfassung

Das Projekt besteht in jugendkulturellen Tanz- und Musikveranstaltungen, die junge Menschen für ein solidarisches Miteinander im Kontext des Erstarkens rechtsextremistischer Kräfte in Halle und Ostdeutschland zu sensibilisieren. Durch partizipative, ansprechende und diverse Formate mit öffentlichkeitswirksamen Charakter und internationaler Ausrichtung möchten wir sie anregen, sich gegen Sexismus, Rassismus und Gewalt und für eine weltoffene, gewaltfreie und humane Gesellschaft zu engagieren.

Sie wurden vom Publikum und der Jury zu den 30 Preistragenden des einheitspreises 2020 gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Wir hätten nicht damit gerechnet, es als Preisträger bis in die Kategorie „Silber“ zu schaffen. Für uns unterstreicht dies die Relevanz unseres Projekts und den massiven Support von Seiten der Basis. Da die Zeiten für Kultur- und Bildungsprojekte aktuell schwer sind, tut dieser Zuspruch gut und bestärkt uns, mit Zuversicht weiter zu machen. Das Preisgeld ist eine willkommene Unterstützung und wird uns dabei helfen, im nächsten Jahr weiterhin wirksame Hip Hop Projekte mit einem Fokus auf politische Bildung umzusetzen. Durch den einheitspreis 2020 konnten wir viele andere Projekte kennenlernen, die alle auf innovative Weise bürgerschaftliches Engagement stärken, die Demokratie verteidigen und ein breiteres Bewusstsein für solidarisches Miteinander schaffen. Das von der BpB im Zuge der Preisverleihung organisierte Fundraising Bootcamp vermittelte nützliches Wissen, das wir in Zukunft einsetzen können.

Wie haben Sie das Thema Ost-West bzw. Solidarität in Ihrem Projekt aufgegriffen?

In unserem Projekt gehen wir die Ost-West Problematik vor allem mit Blick auf die Notwendigkeit an, das aktive, selbstbewusste, demokratisches Engagement von Ostdeutschen zu stärken. Die aus der DDR-Diktatur erwachsenen Handicaps hinsichtlich der Fähigkeit, zivilgesellschaftliche Macht zu bilden und gesellschaftspolitische Konflikte auszuhalten und auszutragen, halten bis heute an, die politische Kultur der Ostdeutschen bleibt an vielen Orten und Schichten problematisch. Es gilt nach wie vor, insbesondere bei jüngeren Generationen einen positiven Bezug zu eigenständigem politischem Handeln zu entwickeln, die Freude daran zu wecken, die gesellschaftliche und politische Zukunft des Landes aktiv zu gestalten und die Angst davor zu nehmen, Macht und Verantwortung zu übernehmen. Hip Hop bleibt trotz ihrer vielen Schwächen ein wirksames Medium, kritisches Denken, kosmopolitische Identität, einen offenen Umgang mit kultureller Andersartigkeit und die Hinterfragung von Herrschaft zu vermitteln.

Was bedeutet das Thema "Deutsche Einheit" bzw. Solidarität im Jahr 2020 für Sie?

„Deutsche Einheit“ ist momentan noch ein Ideal, was es gilt, zur Realität werden zu lassen. Das Ideal „Deutsche Einheit“ bedeutet, geschlossen zusammenzustehen, um Menschen, die vor Krieg, politischer Verfolgung, Umweltkatastrophen und Armut flüchten, ein neues zu Hause zu geben – leave no one behind! „Deutsche Einheit“ bedeutet, sich der eigenen Verantwortung als eines der reichsten und technologisch fortgeschrittensten Länder der Erde bei der Begegnung globaler Herausforderungen wie Corona, der Klimawandel, die Agrarwende und dem Kampf gegen Armut auch im eigenen Land bewusst zu sein. Das Ideal „Deutsche Einheit“ heißt: deutsche Qualität, also Vorbild zu sein und zu zeigen, wie man soziale, wirtschaftliche und ökologische Schwierigkeiten pragmatisch überwindet. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg und viel Druck von Unten muss aufgebaut werden, um den Bewusstseinswandel voranzutreiben, die trägen Eliten in Bewegung zu setzen und ein gutes Leben für alle zur Normalität werden zu lassen

Wo gibt es aus Ihrer Sicht nach wie vor Probleme zwischen Ost und West und in der Gesamtgesellschaft

Wie können Sie dazu beitragen, dem entgegen zu wirken?

Haben Sie schon Pläne für das Preisgeld?

Folgende Ideen sind auf dem Tisch:

Erstens eine Fotoausstellung mit Schülern mit dem Ziel, Fluchterfahrungen von Migranten von dem Aspekt der Stärke und persönlichen und kollektiven Resilienz sichtbar zu machen.

Zweitens die Gestaltung einer mehrstöckigen, grossflächigen Wand im Street Art-Stil in Gedenken an das hallesche Attentat vom 9. Oktober 2020 mit dem Ziel, Menschen zum Engagement zu ermutigen und Hoffnung zu spenden.

Drittens die Produktion von Infotainment-Videos mit dem Ziel, Verschörungstheorien, die besonders in Zeiten von Corona im Netz grassieren, kritisch zu hinterfragen. Der Einsatz von Hip Hop-ästhetischen Elementen soll die Videos attraktiv und sehenswert machen.

Viertens Aufbau-Workshops für die halleschen Breakdancer durch professionelle, international bekannte Tänzer. Fitness, Beweglichkeit, Technik und individueller Ausdruck sollen dabei den Schwerpunkt bilden

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